Andreas peters

STRAßE

Für Mychailo Romanjuk†

 

Jablonska straße. fahre ich weiter, komme ich auf

mlechnyy put*, sang mychailo oder myschka**,

der mann auf dem fahrrad & olexander, sein freund,

unterwegs den verletzten vater in irpin zu besuchen.

500 meter vorm krankenhaus fielen die schüsse.

28 tage blieb myschkas leiche auf dem bürgersteig

liegen, unter dem fahrrad. die räder drehten sich von

selbst am anfang, dann verging ihnen die lust oder  

der rauch/geruch fiel in die speichen. das fahrrad

wollte nicht richtung milchstraße fahren ohne myschka,

den mann auf dem fahrrad. er hat es geliebt zu

singen beim fahrradfahren, & ja, manchmal fuhr er

schlangenlinien von jablonska straße auf die

jaremtschuka straße, & ja, gerne trank er mal einen

über den durst nach milch, dem apfelwein & nach

dem polarstern, des kleinen bären melancholie.   

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*Russ. Milchstraße

*Russ. Kleiner Bär

 

 

WINNYZJA

 

wie heißt du, fragte die rakete ein

vierjähriges mädchen, unterwegs mit

dem kinderwagen und der mama.

wo wohnst du, fragte die rakete das

down-syndrom kind. winnyzja, sagte

das mädchen & ich wohne zu hause.

was für ein schöner name, sagte die

rakete. das „haus der offiziere“, sagte

die mutter, ist unser zweites zuhause,

es ist ein konzertsaal, wo man singt & tanzt.

die rakete hörte die letzten silben nicht,

sie war zu schnell für worte, sie hatte das

militärisches objekt im auge. die mutter

konnte nicht auf einem bein tanzen & ein

chromosom fehlte ihr seitdem in winnyzja,  

einer stadt, mit einem schönen mädchennamen.

 

 

ATOMKRIEG

 

Saharasand trübte den himmel,

auch die erde wischte den staub

von autos, augenwimpern, fenster

sims. der himmel verdunkelte sich

wie in der bibel: die sonne – schwarz

wie ein härener sack & der mond <

blutrot im vollen gesicht. die pferde

der apokalypse im huffenstakatto.

ein junge fragt seinen vater bei den

abendnachrichten: ist es der atom

krieg in österreich aus der ukraine?