MÄRZ
Ich schließe die Augen und sehe rot und blau. In mir dröhnt eine Polizeisirene. MILITÄRPRAXIS: Ich setze Patronenhülsen in die Erde, es wächst eine Walter Steel Frame und ich geh in den Wald.
APRIL
Ich ziehe Covid-19 wie Koks durch die Nase. Endlich: rohes Kalbsfilet + Rotburgunder.
MAI
Ich schlüpfe aus meinem Kokon und erschrecke: Die Flügel sind nur Imitate.
JUNI
PRAKTISCHE PHILOSOPHIE: Ich spucke in die Gischt atlantischer Wellen. Jetzt regnet es Dartspfeile, der Brite greift an.
JULI
Ich tanze nackt auf der A4 zu Bachs Ich rufe dich, Herr Jesus Christus. Ich bin die Götze meinerselbst.
AUGUST
Superlativ der Einsamkeit: Ich beuge mich über Motorräder am Straßenrand.
SEPTEMBER
Die Goldregen erblühen im Herbst. Mein Herz ist infiziert, es muss in Quarantäne.
OKTOBER
Ich höre Mozarts Klaviersonaten in fünffacher Geschwindigkeit. Der Blick aus dem Fenster: Ein Requiem, es hagelt Tannenzapfen, der Boden ist voller Teer.
NOVEMBER
ERSTE THESE ÜBER DIE LIEBE: Ich ehakuliere auf den Asphalt, es sprießt ein Löwenzahn und schmilzt zu gelbem Wachs.
DEZEMBER
ZWEITE THESE ÜBER DIE LIEBE: Ich träume von Fesseln, Peitschen und schwarzem Lack und erwache in den Armen der Mutter Gottes.
JÄNNER
Ich fliehe an den Nordpol und ersticke an den Breitengraden.
FEBRUAR
DRITTE THESE ÜBER DIE LIEBE: Ich schäle mich aus meiner Haut und streife sie der nächstbesten Prostituierten über. Zum Sonnenaufgang trinke ich Brechts Sonett Nr. 19.
MÄRZ
VIERTE THESE ÜBER DIE LIEBE: Taub, stumm und blind irre ich durch den Volksgarten und stoße mich an den Rosenbüschen: »Seht ihr nicht? Ich blute!«
APRIL
Der Himmel ist Gift, die Engel kleben am Asphalt.
MAI
LETZTE THESE ÜBER DIE LIEBE: [ ]